Meine Simson Schwalbe Bj.1973
Bei meinem ersten Projekt handelte es sich um eine Schalbe KR 51/1 des Baujahres 1973, welche die Zeit bis heute in völliger technischer Originalität überstanden hatte. Bei Ebay war sie als Teilehaufen zu erstehen gewesen und nach vorheriger Besichtigung schlug ich zu, wohl wissend dass sich ein unverbasteltes DDR- Fahrzeug nicht so schnell wieder in meiner Nähe (15 km von Ludwigshafen aus) auftreiben lassen würde! Nachfolgend der Bericht über die Instandsetzung im Jahr 2004:
Als erste Amtshandlung am neuen Fahrzeug wurde zunächst der
Motor erfolgreich zum Laufen gebracht, was er damit belohnte,
garnicht mehr ausgehen zu wollen....Ein falsch gestecktes Kabel am
Zündschloss war der Übeltäter.
Dazu wurde der Tank gegen den der Schlacht-Schwalbe
ausgetauscht, der Vergaser gereinigt und die Zündkerze gewechselt.
Auf den erten Kick sprang die Schwalbe an, verbreitete ihren
wohligen Zweitakt- Duft und machte ein Schließen sämtlicher Fenster
im Haus unvermeidlich....
Weiter ging es mit der Instandsetzung der Elektrik. Ich habe dazu
zunächst die originalen Kabel beibehalten und nur die
Kabelschuhe durch neue, isolierte Kabelschuhe ersetzt, die mit
einer speziellen Quetschverbinderzange befestigt werden.Eine solche
stabile (!) Zange gibt es (Achtung, Geheimtipp!) für ca. 25 bei
Conrad Elektronik! Normalerweise muss man für solch ein Gerät über
60 anlegen!!
Neue Sicherungen habe ich auch eingebaut, wobei dies ohne die Hilfe
von Simon (Ford64) nicht möglich gewesen wäre.Ich werde im
folgenden Tipp erläutern was er gebastelt hat:
Praxis- Tipp: Passende Sicherungen selbst bauen
Schmelzeinsätze mit dem Widerstand von 1A und 4A, wie sie die
Schwalbe benötigt, sind heutzutage nirgendwo mehr
erhältlich.Deshalb bietet sich folgende Lösung an:
Aus "normalen" Schmelzeinsätzen aus dem Auto- und
Motorradzuhehörhandel wird der Inhalt entfernt, d.h. es bleibt die
Plastikhülle, die Kontakte an den Enden und kleine Nasen übrig, an
die Feinsicherungen der entspr. Stärke gelötet werden.Das Ganze
sieht dann fertig so aus: [Bild folgt,
sorry]
(Hinweis: Zwar bieten einige Teilehändler
Schmelzeinsätze mit geringer A- Zahl an, jedoch oft nicht in 1A.
Diese Anleitung ist also vorrangig für Leute gedacht, die
nicht wegen jeder Kleinigkeit eine Bestellung aufgeben
wollen!)
Nachdem dies geschehen war, ersetzte ich noch das Zündschloss durch
ein komplett neues und ließ neue Reifen aufziehen.Dabei stellte ich
fest dass das Vorderrat durch das Nachziehen der Speichen eine
Unwucht erhalten hatte und unter keinen Umständen zur Verwendung
geeignet gewesen wäre.Nun habe ich das Rad gegen eines von der
Schlacht- Schwalbe getauscht, auch nicht ganz rund, aber um Welten
besser....Merke: Wenn schon, dann gleich neu einspeichen!
Praxis-
Tipp: Räder ohne
Spezialvorrichtung auf Rundlauf prüfen
Man braucht dazu nur zwei
Unterstell- Stempel wie man sie zum Hochbocken von Autos verwendet,
einen runden Metallstab (etwa einen Gewindestab) und evtl. einen
Schraubendreher.
Der Metallstab fungiert in der Konstruktion als Achse für das Rad
und wird auf den exakt parallel stehenden und gleich hohen Stempeln
positioniert.Dann wird das Rad gedreht: Sollte augenscheinlich
alles rund sein, hält man den Schraubendreher möglichst nah an die
zu prüfenden Stellen und stellt fest ob das Rad z.B.
partiell daran schleift (=>Unwucht o.ä.) oder nicht!
Eigentlich ganz einfach, wenn man über ein ruhiges Händchen
verfügt!
Als nächstes lackierte ich dann den vorderen Kotflügel, was
sich allerdings nur unter Ausbildung vieler unschöner Nasen
bewerkstelligen ließ (für mein Erstlingswerk schon nicht
schlecht).Also nochmal schleifen und nachlackieren, auch der
besseren Deckung wegen.
Nachdem ich die Lackierarbeiten dann endlich beendet hatte, konnte
der Koti endlich eingebaut werden......Für ein Vater- Sohn- Team
mit Null Erfahrung in dieser Richtung eine vormittagsfüllende
Angelegenheit!
Wir fingen also an mit der Demontage der Lötnippelaufnahme, die
danach jedoch total verbogen war, wohl auch durch die paar mal
Betätigung des Bremshebels im Stand.Deshalb wieder mal die
Erkenntnis: KAUFT NIE REPRO- KLEINTEILE!!! Nicht nur dass es
rausgeschmissenes Geld ist, es kann einen im Falle eines Falles
auch das Leben kosten!
Weiter ging es mit der Demontage des Lenkers von der Lenkstange und
letztendlich mit dem Ausbau der Lenksäule aus dem Rahmen.Soweit
auch kein Problem, nur fingen bei der Montage des Kotflügels auf
der Vorderradgabel die ersten Dinge an schief zu gehen.Verschiedene
Schrauben vergessen zu lösen, Koti auf einem Stul abgestellt und
versehentlich mit der Lackseite zuerst auf den Betonfußboden
gestoßen....
Am Ende jedoch stand eine halb fertige Schwalbe mit neu lackiertem
Kotflügel vor uns und wir waren irgendwie zu Frieden mit unserer
Leistung ;-)
Ich habe dann als nächstes die Trittbretter und das Beinschild am Rahmen befestigt und die linke Seite des Lenkers montiert, d.h. den Blinker und den Rückspiegel.Als Ersatz für die schadhafte Repro- Lötnippelaufnahme habe ich eine originale, passende aufgetrieben.Lothar Renner handelt mit Simson- Originalteilen und führt keine Repros in seinem Sortiment, bei ihm ein solches Teil zu finden war natürlich kein Problem! Mit einem beim Schrauben an Simson- Fahrzeugen alltäglichen Problem beschäftigt sich der folgende
Praxis- Tipp: Kabel in das Blinkergehäuse führen
Alles was nötig ist findet man beim Floristen: Dünner, glatter
Blumendraht.
Es ist ganz einfach: Das einzufädelnde Kabel wird über eine Länge
von etwa 3 cm gleichmäßig und fest mit dem Draht umwickelt, der
Draht wird durch das entspr. Loch im Blinkergehäuse geführt
und kräftig gezogen, der Draht trägt eben etwas
auf!
Manchmal klappt es zwar erst beim zweiten Versuch wenn die Wicklung
vom Kabel rutscht, aber es ist sicherlich einfacher als die Kabel
irgendwie anders durch die winzigen Öffnungen zu
fummeln!
Der neue (!) Schlauch am Hinterrad verlor Luft und musste ersetzt werden. Das nächste Mal gleich original Heidenau!
Nachdem ich die Schwalbe dann fast fertig zusammen hatte, kam
der dicke Hund:
Ich wollte das Getriebeöl wechseln, ließ das alte Öl ab, roch daran
und stellte fest: "So ein Mist, das riecht ja nach
Benzin!"
Die Insider haben es gleich erkannt: Die Simmerringe an der
Kurbelwelle waren im Eimer.Das bedeutet, dass Kraftstoff ins
Getriebe eindringt und umgekehrt, was zur Folge hat dass 1.das
Getriebe nicht richtig geschmiert wird und 2.sich der Motor niemals
richtig einstellen lässt.
Die Insider haben auch noch etwas erkannt: Da die Simmerringe des
Motors der Schwalbe KR 51/1 "innen" liegen, wird eine
Komplettüberholung des Motors notwendig, d.h. alles muss zerlegt
werden und die Gehäusehälften getrennt werden um an die Ringe
heranzukommen.Nun bin ich auf diesem Gebiet weniger als überhaupt
nicht bewandert und gab deshalb diese Arbeit in die Hände eines
Spezialisten, der den Motor komplett überholte.
28.Juli 2004: Der Motor trudelte per Post wieder bei mir ein, ich
konnte mit den Restarbeiten beginnen.Erster Schritt: Motor wieder
einbauen.Dabei half mir meine Mutter als Handlangerin und am Abend
war diese Arbeit nach kleinen Schwierigkeiten auch beendet.
29.Juli 2004: Die Heckverkleidung kam wieder drauf, alle anderen
Teile wurden ebenfalls wieder montiert.Dieser Teil des
Wiederaufbaus machte natürlich besonders Spaß, da man den
Fortschritt gleich sehen konnte und sich dabei nicht mit
Kleinigkeiten aufhalten musste. Am Abend war ich soweit, den Motor
zum ersten mal anzukicken.Also raus mit dem Vogel aus der Garage,
Zündung an, Sprithahn auf (der Sprit war natürlich frisch), ein
Kick---> Motor springt nicht an.Das ganze versuchte ich dann
noch zwei bis drei mal, nahm die Kerze raus, welche nass
war.Diagnose: Versoffen, zu viel Kraftstoff im Zylinder.Des Rätsels
Lösung sollte sich allerdings erst am nächsten Tag
präsentieren.....
30.Juli 2004: Am Abend zuvor hatte ich nach einem Abstecher in die
Werkstatt noch die Ursache für das Absaufen der Schwalbe gefunden:
Der Bowdenzug des Startvergasers (Choke) war zu straff, sodass
dieser immer leicht gezogen war.Es gelangte also zu viel Kraftstoff
in den Brennraum, die Kiste soff ab!Ein Nachjustieren des
Bowdenzuges schaffte Abhilfe und nach ein paar mal beherztem
Anschieben sprang sie endlich an!Ein unvergleichliches Gefühl nach
so vielen Monaten der Arbeit!
31.Juli 2004: Die erste Ausfahrt!! Wir, d.h. die Simsonfreunde
Rhein- Neckar (ein kleiner Haufen Simsonverrückter) trafen uns zu
unserem zweiten Treffen beim Trabant- und Ostmobil- Treffen in
Mannheim am Landesmuseum (Bilder davon gibt's u.a. auf der HP des
organisierenden Trabiclubs AG Sachsenring Mannheim und bei
den Simsonfreunden
Karlsruhe ).Die Schwalbe trug mich auf ihrem Rücken von
Ludwigshafen nach Mannheim und von dort im Rahmen unserer Ausfahrt
nach Otterstadt bei Speyer und wieder nach Hause.Das waren
insgesamt über 70 km, die sich da zusammengeläppert haben!
Es war einfach klasse......das Moped lief als ob es nie etwas
anderes getan hätte.Der beste Lohn für die Arbeit, den man sich
vorstellen kann!
Einige Arbeiten stehen noch aus, diese sollen aber nach und nach
erledigt werden bzw. behoben werden, wenn die Blechteile neu
lackiert werden. Der Lack sieht auf den Bildern zwar toll aus, hat
hat jedoch überall Macken und dicke Kratzer, zu viel zum
partiellen Ausbessern.
Hier ein Pixum- Album mit Bildern der Arbeiten und der fertigen Schwalbe samt mir obendrauf!
Fortsetzung folgt, sobald es was Neues gibt!
Nachfolgend finden sich noch ein paar Bilder, die zwar schom im
Album enthalten sind, jedoch hier in Originalgröße gezeigt
werden:
Und hier ist sie schließlich, genau einen Tag nach der Fertigstellung, auf dem Ostmobiltreffen in Mannheim 2004 (die grüne ist es natürlich...):